Vom Glück, der inneren Heimat ganz nahe zu sein – Die Winterseite des Allgäus

„Das Allgäu, das ist für mich einfach Heimat“, antwortet der erfolgreiche Wintersportler Johannes Rydzeck mit einem Lächeln auf die Frage, was für ihn die schöne Bergregion ausmacht.

Aufgewachsen in Oberstdorf liebt er besonders die kalte Jahreszeit. Das märchenhafte Schneegewand, das diese der Landschaft anzieht, hat ihn von Kind an begeistert. Dann nämlich, „kann man im Allgäu genau die Dinge unternehmen, die den Winter so schön machen.“ Rund um Oberstdorf und das Kleinwalsertal kennt er natürlich fast jeden Winkel. Die Pisten der umliegenden Berge gehören zur Skiregion „Das Höchste“ und – wie der Name bereits sagt – ist sie auch die höchstgelegene im deutschen Alpenraum. Fünf Skigebiete vereinen sich zu einer großen Freiluft-Skiarena, trotzdem hat jedes seinen ganz einen Charakter. Johannes Rydzek trainiert gerne auf „seinem“ Hausberg, dem Nebelhorn. Von dort geht es 7,5 Kilometern ins Tal - die längste beschneite Abfahrt Deutschlands. Und am Söllereck, einem großem Ski-Spielplatz für Familien, ist der nordische Kombinierer schon als Kind mit seinem Bruder durch die Wälder gesaust. 

Auch im 20.000 Quadratmeter großen Schneekinderland am Hochplateau Oberjoch in Bad Hindelang machen Anfänger  begeistert ihre ersten Schwünge. Übrigens gleich neben den Trainingspisten des Deutschen Skiverbandes. Vielleicht also grüßt mal Alpin-Ass Felix Neureuther kurz hinüber. Und wenn er und seine Kollegen trainingsfrei haben, dürfen ambitionierte Skifahrer die Piste selbst unter ihre Bretter nehmen - Wettkampf-Feeling inklusive.

Legendär ist die WELTCUP-Piste in Ofterschwang, wurden hier schon mehrfach alpine FIS Weltcup der Damen ausgetragen. Vergangenes Jahr wurde im Skigebiet kräftig investiert.  Die Hörnerdörfer, zu denen Ofterschwang und Balderschwang gehören, gehören,haben sich sowohl dem alpinen wie auch dem nordischen Skisport verschrieben. Am Grasgehren bei Obermaiselstein sind Ende Februar spektakuläre Überholmanöver zu sehen. Dann treten die Fahrer des Skicross-Europacups im KO-System gegeneinander an und sausen über Buckelpisten und springen waghalsig über Schanzen.

Auf Skisafari durch’s Allgäu

Acht Skigebiete mit über 500 Pistenkilometern können Alpin-Skifahrer im Allgäu erobern – grenzüberschreitend bis ins Kleinwalser und  Tannheimer Tal hinein. Als größter Liftverbund Deutschlands  bieten sie auch einen gemeinsamen Skipass an, die Superschnee-Karte. 220 Liftanlagen können Skihungrige damit nutzen. Die Allgäu Gletscher-Card gilt auch für die beiden Gletschergebiete Pitz- und Kaunertal in Österreich.

Das Tannheimer Tal hat schon viele verzaubert und der Schriftsteller Ludwig Steub befand, dass es das schönste Hochtal Europas sei. Neben attraktiven Skistationen wie dem Neunerköpfle oder Schattwald, steht das umfangreiche Loipennetz bei Einheimischen wie Gästen hoch im Kurs. Mit rhythmischen Zischgeräuschen dreht Johannes Rydzek auch ganz in der Nähe ab und an seine Runden: In Füssen und Schwangau. „Als nordischer Kombinierer kenne ich natürlich das umfangreiche Allgäuer Loipennetz. Unterhalb der Königsschlösser Neuschwanstein und Hohenschwangau langzulaufen, hat jedoch einen ganz besonderen Charme.“ Der ADAC zeichnete die Strecken auf unterschiedlichen Höhenlagen als Top-Loipenrevier aus. Romantische Seelen können den König Ludwig-Blick bei einer Pferdeschlittenfahrt erleben, die „Alpinen“ sogar bei der Panorama-Abfahrt vom Tegelberg.

Oberstaufen hat dafür die längste Langlauf-Loipe der Voralpen zu bieten: Diese führt vom dortigen Alpsee zum 45 Kilometer entfernten Waldsee. Atemberaubend sind die Wanderungen durch die Naturparkkette Nagelfluh und die märchenhafte Winterlandschaft. Ab dieser Saison können Gäste sogar auf dem ersten Allgäuer Premium Winterwanderweg, der „Kapfwald-Runde“, laufen. Die Auszeichnung vergibt das Deutsche Wanderinstitut für besonders hochwertige Wege. In der gesamten Region werden mehrere hundert Kilometer für Winterwanderer geräumt, z.B. im Gebiet Alpsee-Grünten rund um Immenstadt. Hier locken auch urige Alpen zur Einkehr – und die längste Naturrodelbahn des Allgäus. Mit über fünf Kilometern führt sie vom Gipfel des Mittags ins Tal. „Mit dem Rodeln hoch, in eine Alpe einkehren und zusammen runter sausen“, lautet auch der Urlaubstipp des nordischen Kombinierers Johannes Rydzek, denn „das ist wirklich cool, weil dabei die ganze Familie zusammen ist“.

Cool finden Freestyler auch den letzte Saison eröffneten Snowpark „Red Bull – The Station“ am Fuße der Alpspitze im Familienskigebiet Nesselwang. Geübte schätzen den guten „flow“, den ihnen der Park bietet. Die unterschiedlichen Obstacles wie Kicker, Rails und Boxen sind so angelegt, dass sie immer wieder anders befahren werden können. Freestyle-Neulinge kommen deshalb genauso zum Zug und können ihr Können ständig weiter verbessern.

Im Nachbarort Pfronten wartet das Abenteuer auf den Bergen. Mit Schneeschuhen geht es durch den Pulverschnee hinauf, dann werden Schaufel und Säge ausgepackt und das eigene Iglu gebaut. Unter Sternen und zwischen Schneekristallen sind Abenteurer dem Pulsschlag des Winters besonders nah und erwachen mit einem Sonnenaufgang über dem tiefverschneiten Gipfelmeer.  Pfronten und Nesselwang präsentieren auf kleinem Raum noch einmal die Seiten des Allgäuer Winters: Anspruchsvolle und sanften Abfahrten, Winterwandern, Eisstockschießen, Schnupperbiathlon und Wellness-Angebote.

Die Vielfalt schätzt auch Johannes Rydzek: „Im Allgäu gibt es so viele Möglichkeiten, den Winter zu genießen. Ich freue mich jedes Mal, wenn es schneit und ich zum Langlaufen oder eine Skitour machen kann.“  Dann steht der bodenständige Jungsportler oben auf dem Gipfel und saugt die wunderschöne Stimmung in sich auf. In diesem Moment erlebt er das „Jetzt“ besonders intensiv und weiß, dass er hier im Allgäu der inneren Heimat besonders nah ist.