Tourismusverband Allgäu/ Bayerisch Schwaben e.V. forciert Mobilitätskonzept fürs Allgäu

Nachhaltige Tourismusentwicklung durch ein Mobilitätskonzept Allgäu: Kommunen und Forschung sehen auch den Freistaat in der Pflicht

Viele Gäste, viel Verkehr und immer weniger Akzeptanz – so lässt sich die Situation aus Sicht der Einheimischen in manchen Orten im Allgäu zusammenfassen. Doch nur ein Bruchteil der Bevölkerung fühlt sich von Urlaubern tatsächlich beeinträchtigt: Knapp 88 Prozent erkennen die gute Ausstattung sowohl an Infrastruktur als auch Wertschöpfung und die damit verbundenen Beschäftigungseffekte durch den Tourismus an und 74 Prozent fühlen sich nicht von Urlaubern gestört. Allerdings sagen davon die Hälfte, ein Mehr an Gästen wäre bald zu viel, wie die Umfrage der Hochschule Kempten zur Tourismusakzeptanz ergab. Das Allgäu ist sich der Thematik Verkehrsbelastung durchaus bewusst und hat in der jüngst verabschiedeten Marken- und Destinationsstrategie 2030 das Thema Mobilität geschrieben. So sollen die bisherigen Mobilitätsprojekte neu ausgerichtet und der ÖPNV weiter entwickelt werden. Über alle Landkreise und Verkehrsträger hinweg, von Bahn, Bergbahn, über Carsharing bis hin zum Rad, die Reduktion der PKW-Belastung durch Steuerung des Parkraums.

Staatsminister Dr. Hans Reichhart lobt das Engagement der Landkreise für die Verbesserung der Mobilität im Allgäu
Klaus Holetschek, MdL und Vorsitzender des Tourismusverbandes Allgäu / Bayerisch-Schwaben, hat nun zu einem ersten Runden Tisch geladen. Staatsminister Dr. Hans Reichhart diskutierte mit Vertretern der Landkreise und kreisfreien Städte, den besonders betroffenen Kommunen und Spezialisten des ÖPNV. Die Hochschule Kempten gab wichtige Impulse für die Erhebung von Daten, um Tagesgast, Urlauber und Bürger differenzieren zu können. „Das Allgäu hat bereits in vielen touristischen Belangen eine Vorreiterrolle in Bayern. Dies wollen wir auf der Mobilitätsebene fortsetzen und die hier gewonnen Erfahrungen so aufbereiten, dass sie für andere Regionen übertragbar sind“, meint Holetschek. Voraussetzung sei aber eine gute Datenerfassung und –Aufbereitung welche das System Motionlogic anbiete, meinte Prof. Dr. Gardini vom Bayerischen Zentrum für Tourismus an der Hochschule Kempten. Das System werte Daten der Mobilfunknutzer aus, kann beispielsweise unterscheiden woher der Gast kommt und ob er nur einen Tagesausflug oder einen längeren Urlaub verbringt oder er zu den Tagespendlern gehört. 
Auch Werner Weigelt, Geschäftsführer Schwabenbund e.V., benötigt gesicherte Daten für die Ausarbeitung eines Mobilitätssystems, welches unter anderem ein allgäuweites E-Ticketsystem beinhaltet. Weigelt wie auch Martin Haslach, Geschäftsführer der mona (Verkehrsverbund Ost- und Oberallgäu, Kempten und Kaufbeuren), berichteten von grundsätzlichen Problemen wie verschiedensten ÖPNV-Strukturen in den Landkreisen und den Städten. Auch benötige man für ein E-Ticketing, welches alle Landkreise und Städte für Bus und Bahn anbieten wollen, den Ausbau des Mobilfunknetzes auf das leistungsstarke 5G. Was derzeit machbar ist, werde aber schon umgesetzt: So wird im Landkreis Lindau das Busnetz deutlich ausgebaut und verschiedene Gästekarten in das ÖPNV-Angebot integriert. Mit der Elektrifizierung und Ausbau des Bahn-Netzes nach Ulm werde die Anreise ab 2021 erheblich erleichtert, meinte Landrat Elmar Stegmann, Lindau. Das Ostallgäu lasse bereits ein Mobilitätskonzept für den südlichen Landkreis erarbeiten, berichtete Landrätin Marita Zinnäcker. Auch wenn es sinnvoll sei, mindestens allgäuweit zusammenzuarbeiten, erfordere der Brennpunkt rund um Schloss Neuschwanstein eine spezifische Lösung. Füssens Tourismusdirektor Stefan Fredlmeier verwies auf fehlende Verkehrsverbünde im Allgäu und entlang des Alpenrandes. Auch seien die Möglichkeiten des Radtransportes bei Bus und Bahn mangelhaft. Die mangelnden Strukturen führen zwangsläufig in einen Individualverkehr, den keiner wolle. Die Mobilitätswende sei keine touristische Aufgabestellung, sondern eine gesellschaftspolitische.
„Das Allgäu mit seinen innovativ denkenden Akteuren würde gerne Projektregion in Bezug auf neue Mobilität sein. Dafür brauchen wir aber Unterstützung durch den Freistaat“, forderte Holetschek abschließend Staatsminister Dr. Hans Reichhart auf. Reichhart begrüßt das Engagement der Region: „Um die Mobilität zukunftsfähig zu machen, müssen alle Akteure an einem Strang ziehen. Ich kann deshalb alle, die jetzt am Zug sind, nur ermutigen, durch bestmögliche Zusammenarbeit den ÖPNV zu fördern und zu vernetzen. Der Freistaat steht als verlässlicher Partner zur Seite und unterstützt beispielsweise bei der Gründung verkehrlich und wirtschaftlich sinnvoller neuer Verkehrsverbünde auch finanziell. Wir stehen hierfür in verschiedenen Arbeitsgruppen mit der Region in Kontakt.“

Marken- und Destinationsstrategie Allgäu sichert nachhaltige Tourismusentwicklung
Die im August verabschiedeten Marken- und Destinationsstrategie Allgäu, hat bereits die Weichen für eine nachhaltige und erfolgreiche Tourismusentwicklung im Allgäu gestellt. Ziele und Handlungsfelder wurden definiert. Ein klares Qualitätsverständnis, das Streben nach einem hochqualifizierten Lebens- und Arbeitsraum, ressourcenschonendes wirtschaftliches Handeln,  die digitale Konnektivität und der interdisziplinäre Austausch in Netzwerken sichert die nachhaltige Tourismusentwicklung. Um diese Ziele zu erreichen, wurden Handlungsfelder identifiziert, welche strategisch gesteuert werden. Auch hier wurden schon die Maßnahmen festgeschrieben: Von Lenkungskonzepten zur Entlastung der Natur, der Standortentwicklung über einen Infrastrukturmasterplan oder einem neuen Stellenwert für Mobilitätskonzepte.

Bildmaterial:
Bild 1: v.l. Dr. Hans Reichhart, Staatsminister im Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr und Klaus Holetschek, 1. Vorsitzender Tourismusverband Allgäu/ Bayrisch-Schwaben © Allgäu GmbH
Bild 2: v.l. Klaus Fischer, Geschäftsführer Allgäu GmbH, Bernhard Joachim, Geschäftsführer Tourismusverband Allgäu/ Bayerisch-Schwaben, Dr. Hans Reichhart, Staatsminister im Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr und Klaus Holetschek, 1. Vorsitzender Tourismusverband Allgäu/ Bayrisch-Schwaben © Allgäu GmbH

Kontakt
Tourismusverband Allgäu/Bayerisch-Schwaben e.V. Schießgrabenstr. 14, 86150 Augsburg www.allgaeu-bayerisch-schwaben.de
Klaus Holetschek, MdL, Erster Vorsitzender TVABS info@holetschek.de
Bernhard Joachim, Geschäftsführer TVABS b.joachim@tvabs.de, Tel 0831/57537-31