Ostern im Allgäu: Ferientipps für die ganze Familie.

Warum die Grüne Neune dazu gehört und wo man sich auf dem Hochrad setzen kann.

Im Allgäu ist Ostern ein hohes kirchliches Fest, das mit vielen Bräuchen verbunden ist. Vielerorts zieren Osterbrunnen die Städte und Dörfer. Allein in Wangen werden 25 Brunnen geschmückt. Für die traditionellen Palmen werden sieben immergrüne Pflanzen gebunden und an Palmsonntag in der Kirche geweiht. An Gründonnerstag wird die „Grüne Neune“ serviert. Sie ist eine klassische Fastenspeise und besteht aus neun Kräutern, die überall wachsen: Brennessel, Giersch, Löwenzahn, Spitzwegereich, Sauerampfer, Gundermann, Bärlauch und andere Küchenkräuter.

Palmbrezeln und Palmboschen
Traditionell werden am Palmsamstag die Palmboschen gebunden. Sie werden am Palmsonntag in der Kirche feierlich gesegnet. Der Palmsonntag ist einer der gelebten religiösen Bräuche im Allgäu und läutet als letzter Sonntag vor Ostern die Karwoche ein. Er erinnert an den Einzug Jesu in Jerusalem, der mit Palmzweigen als Fürst des Friedens und der Gerechtigkeit geehrt wurde. Auch heute noch erinnern Gläubige an diesen Brauch: Vielerorts werden sogenannte Palmen oder Palmboschen gebunden: Da es nördlich der Alpen keine Palm- und Olivenzweige gibt, behilft man sich mit anderen immergrünen Zweigen. Sie enthalten sieben verschiedene Pflanzen: Buchs, Thuja, Tanne, Fichte, Weidenkätzchen, Eibe, Wacholder. Im Allgäu finden sich zwei Formen der Palmen: eine gotische, länglich-ovale Form so wie die barocke, eine große runde Form. Diese Art Kronen sind auf einer teils zwei Meter hohen Stange befestigt und zieren den Vorgarten. Auch die die Palmbreze wird noch gebacken. Die Palmbrezel bestand im Gegensatz zum normalen Gebäck nicht aus Roggen-, sondern aus dem teureren Weißmehl und anstelle Salz ist die Brezel mit Zucker bestreut. In früheren Zeiten verschenkte die Patentante sie an ihre Patenkinder.

Allgäuer Freilichtmuseen laden ein: Eier färben, backen, Hochrad fahren, Ritter sein
Osterbräuche zum Mitmachen in den Osterferien bieten das Freilichtmuseum Illerbeuren (bei Memmingen), Bauernhausmuseum Wolfegg  und das Bergbauernmuseum Diepolz (Immenstadt) an. In Illerbeuren ist zusätzlich die Sonderausstellung RadMomente zu sehen: Die Räder sind Leihgaben des größten und ersten Deutschen Fahrradmuseums Bad Brückenau. Ein Hochrad darf man sogar ausprobieren. Auf der Waldburg bei Wangen dürfen sich Kinder als Ritter und Burgfräulein fühlen: das interaktive Museum lockt mit verschiedenen Programmtagen.

Schneespaß: Die Schneehungrigen finden in den Hochlagen ein gutes Pistenangebot. Welche Skigebiete und Hütten, die man auch zu Fuß erreichen kann, noch geöffnet sind, findet sich im Skibericht unter https://www.allgaeu.de/draussen/ski

Für noch mehr Hintergrund:

Christus der Siegende – im Kreuz ist Heil
Passend zur Osterzeit ist die Kruzifix-Ausstellung im Stadtmuseum Kaufbeuren. Sie erzählt vom Höhepunkt der Passionsgeschichte: Christus am Kreuz, ein Motiv, das im Wandel der Zeit oftmals sehr unterschiedlich dargestellt wurde und wird. Doch die Begeisterung von Museumsleiterin Petra Weber steckt an: „Bis ich hier im Museum zu arbeiten begann, hatte ich mich nicht mit der Darstellung von Christus am Kreuz in der Kunstgeschichte auseinandergesetzt. Aber durch die intensive Beschäftigung mit der Sammlung im Zuge der Museums-Neukonzeption, hat mich das Thema richtig gepackt“, schwärmt die Kunsthistorikerin. „An der Kreuzesdarstellung lassen sich ganz unterschiedliche kulturhistorische Themen aufhängen. Über die Jahrhunderte veränderte sich die Darstellung immer wieder, und diese Veränderungen erzählen anschaulich über die Frömmigkeitskultur der jeweiligen Zeit. Doch nicht nur kunsthistorisch wertvolle Stücke sind zu sehen, sondern auch Kreuze oder Objekte aus der Volkskunde, die von der Glaubenspraxis im Alltag erzählen. Neben der Ausstellung „Kreuze und Heilige“ und der Stadtgeschichte präsentiert das Museum beispielsweise auch protestantische Hinterglasbilder, die im 18. Jahrhundert vor Ort entstanden sind. Im Dachgeschoss werden mit Sophie von la Roche, Ludwig Ganghofer und Hans Magnus Enzensberger drei Literaten vorgestellt, die in Kaufbeuren geboren sind – nur zwei der vielfältigen Themen im Stadtmuseum Kaufbeuren.