Auf den Spuren der Reformation im Allgäu

Luthers Thesen hinterließen vor 500 Jahren auch im Allgäu tiefe Spuren, die heute noch offensichtlich sind. So ist beispielsweise am Stadtbild von Kempten die Doppelstadt mit der reformierten Reichsstadt an der Iller und der katholischen Stiftsstadt darüber erkennbar. In Isny stehen die Kirchen beider Konfessionen nebeneinander. Im Turm der evangelischen Nikolai-Kirche sind in der original erhaltenen, über 500 Jahre alten Predigerbibliothek die Schriften von Melanchthon, Zwingli und Calvin aufbewahrt. Stadtführungen als Schauspiel, eine eigene Oper oder auch das Literaturfestival Allgäu, sie alle vermitteln, wie in den Städten Geschichte geschrieben wurde und wie das Mit-und Nebeneinander von katholischen und reformierten Bürgern funktionierte.

Von Recht- und Wüstgläubigen

„Den Himmel kann man sich nicht erkaufen“ – mit Hilfe solcher Aussagen hat es Luther geschafft, das damalige Kirchenbild zu reformieren. Seine Thesen waren Auslöser für die unabhängige, selbstbewusste, gebildete und wohlhabende Bevölkerung der ehemals freien Reichsstädte. Sie wendeten sich von der katholischen Kirche ab- und dem reformatorischen Glauben zu. Isny erinnert an diese Umwälzungen mittels der Stadtführung "Von Recht- und Wüstgläubigen - Leben in Isny zur Reformationszeit", ein Schauspiel in fünf Szenen an fünf historischen Plätzen, mit Musik von Michael Praetorius. Die Uraufführung findet am Ostermontag, den 17. April 2017 statt. Selbst im katholischen Mindelheim sind Spuren der Reformation zu finden: hier soll Luther einst übernachtet haben und die Ehefrau des Landsherren Georg I von Frundsberg, Anna von Lodron, war eine Anhängerin Luthers.

Luther oder Zwingli – ein hitziger Glaubensrichtungskonflikt

Aber nicht überall im Allgäu wurden Martins Thesen alsbald akzeptiert und umgesetzt. In der Reichsstadt Kempten gab es Anhänger von Luthers Thesen, aber auch von Zwingli. Das führte zu Streitereien in der Bürgerschaft und erst Jahre später fanden sie zu einer einheitlichen Gottesdienstordnung. Auch die Memminger standen dem Schweizer Ulrich Zwingli näher als Luther. Der humanistische Einfluss führte in Memmingen schließlich dazu, dass dort Weltgeschichte geschrieben wurde: 1525 wurden die 12 Bauernartikel verfasst, damit wurden erstmals  Freiheits- und Menschenrechte niedergeschrieben. "Von der Freiheit im Leben und Glauben" heißt hier die spezielle Stadtführung.

Oratorienkonzerte, Opernfestival und moderne Oper

Isny widmet das diesjährige Opernfestival mit „Die Hugenotten“ (28.06., 01.- 02.07.) und dem Oratorienkonzert (23.6.) der Reformation. Der Orgelsommer Kaufbeuren bietet am 16. September Jazzimprovisationen über Originalwerke von J.S. Bach sowie über Lieder Martin Luthers. Wenn der Leipziger Universitätsmusikdirektor David Timm an der Orgel und der Jazz-Saxophonist Reiko Brockelt loslegen, swingt die Kirche. In Wangen wird die Oper „Luther“ des finnischen Komponisten Kari Tikka am 01.10. aufgeführt.

Was Allgäuer Städte im Jubiläumsjahr anbieten, ist auf www.allgaeustaedte.de zusammengefasst.

Stadtkultur erleben - Angebot zur Reformationszeit

Isny verknüpft die Reformation nicht nur mit einer Stadtführung im Schauspiel mit fünf Szenen an fünf historischen Orten, sondern auch mit der Oper "Die Hugenotten". Das Opernfestival findet auf der Freilichtbühne statt, inmitten der historischen Altstadt. Das Arrangement dazu beinhaltet neben den Tickets auch weitere Kulturangebote und kostet für zwei Übernachtungen ab 109 Euro im DZ.