Allgäu statt Italien: nach Mailand und Bellamont mit dem Rad

Mailand, Bellamont, La Salette, Vallerey oder Bethlehem liegen im Allgäu. Glauben Sie nicht? Wir zeigen, wo. Sogar als Radtour.

Mailand, La Salette, Bethlehem oder gleich in der Ewigkeit bleiben
Nach Mailand und zurück ist es gar nicht weit: Diese Tour umfasst 105 Kilometer und führt durchs Reinthal nach Mailand.  Für die Tour nach La Salette und Vallerey müssen 89 Kilometer eingerechnet werden. Auf guten Käse und Seele anstelle Baguette muss man nicht verzichten. Selbst nach Bethlehem kann man radeln - das Bier Maria Hilf erleichtert die Rückfahrt der 110 (oder 74) Kilometer langen Tour.
 

Allgäu statt Italien – Durchs Reinthal nach Mailand und Bellamont
Ob Italien oder Allgäu: Anstiege hat man auch hier zu überwinden. Und der erste kommt schon gleich beim Verlassen von Bad Grönenbach: 15 Prozent sind schon eine Herausforderung, aber dann läuft´s mit 16 Prozent locker hinunter und über die Iller. Die folgenden Höhenmeter hinauf sind gut zu fahren. Oben angekommen, hat man eine wunderbare Sicht auf die Alpenkette, im Osten deutlich erkennbar das Zugspitzmassiv. Die Tour führt gen Süden über den Illerradweg. Auch hier fordern kurze steile Anstiege. An Altusried vorbei führt die Strecke durchs ruhige Rohrachtal aufwärts Richtung Südwesten nach Wies, vorbei am Weiler Behütgott ins Reinthal hinauf nach Gschnaidt.
Behüttgott und Ewigkeit
Hunderte von Holzkreuzen, die einst Gräber zierten, stehen in Gschnaidt, dem Wallfahrtsort bei Altusried. Kein Wunder, dass ein solcher Ort die Krimi-Autoren Kobr und Klüpfel verarbeiten und Kluftinger dort erschaudern lassen.  Neben den Kreuzen und der Kapelle liegt der Gasthof Kreuz, hier gibt´s gute Brotzeiten und leckeren Kuchen. Von Gschnaidt aus hat man eine tolle Sicht – zum Süden hin erstreckt sich das Naturschutzgebiet Bocina della Molassa und zum Nordwesten hinab aufs nächste Ziel: Mailand und Bellamont. Bei der Abfahrt hinunter nach Mailand noch ein Genussmoment: Im Süden sieht man den Hauptkamm der Allgäuer Alpen, zum Westen hin die Schweizer und Österreicher Alpen und im Westen den Bodensee. Nach nur einer dreiviertel Stunde ist man schon in Mailand.  Ob es bei der örtlichen Metzgerei Mader tatsächlich Mailänder Salami gibt, darf man selbst herausfinden. Wer will, macht noch einen Abstecher zur Ewigkeit, einem Weiler östlich Leutkirch. Nicht lange, und man passiert das größte intakt Hochmoor Europas, das Bad Wurzacher Ried. Es ist leicht zu erkennen, denn das stete Wiesengrün verwandelt sich in vielerlei Grün- und Erdtöne, der komplett anderen und überaus reichen Vegetation geschuldet. Vom Wurzacher Ried aus geht´s durchs Füramoos nach Bellamont. Unsere letzte Etappe unserer Fahrt Allgäu statt Italien. Die letzten paar Kilometer führen zum nördlichsten Punkt, nach Rot an der Rot: ein ganzes Dorf ist eigentlich die Klosteranlage. In der Klostergaststätte bekommt man übrigens ganztägig Pizza. Von hier aus geht´s nun zügig zurück, über Tannheim, Kardorf, Kronburg hinab nach Bad Grönenbach. Nach 105 Kilometern und knapp 1.200 Höhenmetern vermisst man Mailand oder Bellamont in Italien nicht mehr. Alpen, Wälder, Seen und gute Küche gibt es auch hier.

Allgäu statt Frankreich: Vom Schloss des Baron von Vequel-Westernach nach La Salette und Vallerey
Bei 89 Kilometern und rund 1.000 Höhenmetern wird es deutlich: La Salette liegt im Allgäu liegt ähnlich hügelig wie das französische in der Region Auvergne-Rhône-Alpes. Als Ausgangspunkt der Strecke dient Renaissanceschloss Kronburg: Seit 400 Jahren wird es von der Familie von Vequel-Westernach gepflegt, die väterlicherseits aus Lothringen stammen. Übernachten kann man hier übrigens auch. Die französischen Spitzensportler in Schwimmen George Vallerey (Vater und Sohn erschwammen Goldmedaillen) hätten sich nach der Radtour über den großen Schwimmteich im Schlosspark gefreut.
Die Tour verläuft ab Kronburg zunächst hinab zur Iller, dann geht es in gut machbaren Geländewellen nach La Salette bei Leutkirch. Ein kleiner steiler Anstieg, und von der Kapelle aus hat man einen wunderbaren Blick bis hin zum Bodensee im Westen und zum Süden auf den Naturpark Nagelfluhkette. In Richtung Südwesten radelt man auf stillen Wegen, immer auf und ab, nach Vallerey und sieht unter sich Wangen. Ein Abstecher hinunter in die historische Altstadt lohnt sich auf jeden Fall!

Allgäuer Seele statt Baguette und Bergkäse statt Bleu d´Auvergne
Denn was den Franzosen die Baguette ist, ist den Wangener die Seele: Ein längliches Brot aus Dinkelmehl, mit ein wenig Salz und Kümmel bestreut. Die doppelt lange Teiggärung und das Backen im Holzofen hat die Allgäuer Seele in die Arche des guten Geschmacks gebracht – zurecht! Am besten schmeckt sie beim Fidelisbäck, die Bäckerei existiert schon seit rund 500 Jahren. Danach geht´s schon wieder zurück. Die Radstrecken sind ein Genuss. Man kann Tempo machen ohne von Verkehr beeinträchtigt zu werden. Vorbei am Zeppelin-Gedenkstein (hier landete mal eines) geht´s nun hinauf nach Diepoldshofen. Der Sennerei ist nicht nur eine Schaukäserei angeschlossen, sondern auch eine kleine Gastronomie. Hier zu halten lohnt sich, man ist vor dem Rückweg fast am höchsten Punkt angekommen. Über Seibranz am Kartäuserkloster – nach dem französischen Vorbild der Chartreuse – vorbei, geht es nun die letzten 30 Kilometer nur noch hinab. Einzig: Hat man die Iller überquert, muss man wieder hinauf zu Schloss Kronburg. Es thront hoch über der Iller – und ist wenigstens gut von allen Seiten zu sehen. Das Ziel immer vor Augen erleichtert manchmal das Radeln.

Allgäu statt Fernreise:  Mit viel Segen nach Bethlehem – Maria Hilf!
Ausgangspunkt ist diesmal Ottobeuren. Im Schatten der Basilika, der größten barocken Klosteranlage Europas, geht es nach Richtung Süden, direkt nach Bethlehem. Die Alpen immer im Blick, dem Günztal, dem längsten Bachsystems Bayerns aufwärts folgend, sind keine Steigungen zu überwinden. In Bethlehem ist es vor allem die Sicht auf die Alpen, die bezaubert. Doch das erfrischende Ziel kommt erst noch: Das kleine Sudhaus Maria Hild in Maria Speiden bei Eisenberg. Dass das Bier nach rund 52 Kilometern schmeckt, versteht sich schon fast von selbst. In der Brauerei duftet es nach frischen Brezen, die bereits auf den Tischen stehen. Das Essen holt man sich selbst an der Theke ab – richtig bayerisch. Wie aus einem Bilderbuch stehen hier das Sudhaus mit seiner barocken Lüftlmalerei neben der Pilgerkapelle und über allem wacht die Pfarrkirche. Ein gläubig-bodenständiges Dreigestirn. Von hier aus ist der Rückweg schnell gemacht: Es geht leicht abwärts, bis man wieder die mächtigen Türme der Basilika Ottobeuren sieht. Dann hat man übrigens auch hier wieder den letzten Anstieg der Tour geschafft. Und auf dem Marktplatz von Ottobeuren, unterhalb der Klosteranlage, serviert der Brauereigasthof Hirsch nebst eigenem Bier gutes Essen. Bei so viel kirchlicher Inspiration dürfte eigentlich nichts auf den 110 Kilometern und 950 Höhenmetern schiefgehen.
Kürzer ist es ab Kaufbeuren – kein Aufbruch ohne im Kloster der Franziskanerinnen mit der Hl. Creszentia gewesen zu sein: 74 Kilometer und nur 440 Meter hinauf und wieder hinunter. Von Marktoberdorf sind es sogar 34 Kilometer weniger.

Tourenplanung leicht gemacht:
Die Allgäu GmbH hält zur Planung Radübersichtskarten bereit, sowohl eine Renradkarte mit elf Tourenvorschlägen als auch die der Radrunde Allgäu oder den Illerradweg. Zu bestellen oder zum Download stehen sie wie auch die Übernachtungsmöglichkeiten auf der allgaeu.de bereit. Die Routen sind übrigens alle mit vier Sternen vom ADFC zertifiziert. Da merkt man beim Radeln und hat zurecht das Allgäu zur beliebtesten Radregion in Deutschland gemacht.