Historische Feste und Bräuche im Allgäu 2017

Das Allgäu feiert - historische Feste und Brauchtum

Seit Jahrhunderten hat sich im Allgäu gelebte Tradition erhalten und wird alljährlich gefeiert. Kein Wunder, denn diese beeindruckende Landschaft mit sanften Hügeln, schroffen Felsen und tosenden Wasserfällen hat Respekt vor der Natur geschaffen und zu einem Leben im Einklang mit der Natur beigetragen. Und so kommt es, dass überlieferte Sagen, aber auch Arbeitsweisen der Alpwirtschaft aufgegriffen und gewürdigt werden. Auch Glaubensfeste haben ihren festen Bestandteil im Leben der Allgäuer.

Allgäuer Schalenggenrennen

Früher dienten die großen Hörnerschlitten, die sogenannten „Schalenggen“, den Bergbauern zum Transport von Milch, Heu und Holz ins Tal. Heute sind sie meist für rasante Rennen im Einsatz. Einige Männer aus Kapell bei Pfronten sollen es gewesen sein, die Mitte der 70er Jahre die Arbeit ihrer Väter und Großväter zum Anlass nahmen, ein erstes Gaudirennen mit den Hörnerschlitten zu veranstalten. Hörnerschlittenrennen gibt es mittlerweile in vielen Allgäuer Gemeinden, zum Beispiel in Pfronten, wo traditionell am 25. Februar der Startschuss ertönt.

Wild geblieben: die alemannische Fastnacht

Traditionelle Holzmasken und ursprüngliche Tänze bestimmen die alemannische Fastnacht im Allgäu. Bei den Umzügen, die in der Region Narrensprünge heißen, spielt neben ausgelassenem Feiern oft auch die Geschichte eine große Rolle. Die Verkleidungen, das sogenannte „Fasnetshäs“, sind oft heute noch angelehnt an die christlichen Ursprünge der alemannischen Fastnacht. In Anlehnung an die kirchliche Mahnung „Memento Mori“ („Gedenke den Toten“) heißen zum Beispiel die aufwändig handgeschnitzten Masken „Schemen“, was so viel bedeutet wie „Schatten eines Verstorbenen“. Zudem werden über die „Hästräger“, Gruppen mit Dutzenden gleich Gekleideten, örtliche Sagen aus dem Moor, den Wäldern oder dem Dorf erzählt. Die Guggamusik, eine schräge Blasmusik, die das Allgäu über die Schweiz erreicht hat, macht die alemannische Fasnacht erst perfekt. Und wo die Fasnacht alemannisch ist, gibt es den Narrensprung, so zu sehen in  Isny am 28. Februar.

Ein heidnischer Kult zur Vertreibung des unliebsamen, kalten Winters

Mit dem Funkenfeuer, einem Brauch aus dem alemannischen Raum, wird der Winter im Allgäu ausgetrieben. Nach Dreikönig beginnen die jungen Leute in den Dörfern mit dem Sammeln alter Weihnachtsbäume und sonstigem Brennmaterial. Am ersten Fastensonntag des Jahres wird das trockene Holz auf einer großen Wiese vor dem Dorf zu einem hohen Haufen geschichtet. Oben auf den Stapel kommt die „Funkenhex’“, eine Strohpuppe. Am Funkensonntag versammeln sich die Einwohner der Dörfer an ihren Funken und entzünden sie feierlich. Zu einem richtigen Funkenfeuer gehören auch die von den Hausfrauen schmalzgebackenen „Funkenküchle“. Die Funkenfeuer werden 2017 allgäuweit bei Einbruch der Dunkelheit am 5. März entfacht.

Religiöses Fest zu Ehren des Heiligen Blutes Christi

Am 14. Juli kommen rund 1.700 Reiter nach Bad Wurzach zur zweitgrößten Reiterprozession Mitteleuropas zusammen. Sie feiern mit 4.000 Wallfahrern das Heilig-Blutfest. Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht die Verehrung einer Heilig-Blut-Reliquie aus dem Privatbesitz von Papst Innocenz XII., der sie 1693 einem deutschen Rompilger schenkte. Das blutgetränkte Tuchstück wird während der Prozession durch die Stadt und durch die Flure und Felder in einem vergoldeten Reliquiar mitgeführt. Alle Pferde sind festlich geschmückt und die Reiter tragen Festtagskleidung.

Kaufbeurer Tänzelfest

Das älteste historische Kinderfest Bayerns ist das „Tänzelfest“ in Kaufbeuren. Kaiser Maximilian I. gibt sich selbst die Ehre, wenn die kleinen Kaufbeurer in historischen Gewändern die Geschichte ihrer Stadt von der Karolinger- bis zur Biedermeierzeit nachspielen. Im Mittelpunkt stehen jeweils die zwei Festumzüge durch die Stadt, bei denen der Besuch Kaiser Maximilians I. aus dem Jahr 1497 nachgespielt wird. Über 30 Festwagen mit rund 150 Pferden ziehen dabei durch die Altstadt. Auch das Adlerschießen der Tänzelfestbuben, die eigentümliche Stimmung des Großen Zapfenstreiches und die vielen verschiedenen Tänze und Märkte sowie das Lagerleben ziehen Jahr für Jahr Tausende Besucher in ihren Bann. 2017 findet das Tänzelfest vom 13. bis 24. Juli statt.

Fischertag Memmingen

Die Memminger Ach, die noch heute die Stadt als offenes Fließgewässer durchquert, diente jahrhundertelang dem Antrieb von Mühlrädern. Und natürlich auch als Abwasserkanal. Einmal im Jahr wurde das Wasser abgelassen, nicht nur um Schäden an Brücken und Mühlanlagen zu reparieren, sondern auch um die Ach von Schwemmgut zu reinigen. Weil die Memminger Bevölkerung als Gemeinschaft das Fischrecht am Bach besaß, erledigte man das Bachausfischen auch zusammen. Heute ist der Memminger Fischertag ein großes Heimatfest: Am Vorabend trifft man sich in den Gassen der Altstadt. Samstag ist der Höhepunkt: Um 8 Uhr Bach springen Memminger Männer beim Böllerschuss  ins Wasser, um auszufischen. Der Fischertag findet am 22. Juli statt.

Maria Himmelfahrt – ein Feiertag im katholischen Allgäu

Dort, wo die Mehrheit katholisch ist, wird in Bayern am 15. August Maria Himmelfahrt gefeiert. Hierzu werden am Vortag bunte  Kräutersträuße gebunden,  im Allgäu heißen sie Kräuterboschen, die aus mindesten sieben Heilkräutern bestehen. Es können aber auch bis zu 99 sein. Sie sollen Hof und Haus vor Unglück schützen.  Die Boschen werden im Gottesdienst geweiht, der oftmals auf einem Berggipfel stattfindet. Eindrucksvoll wird dieser Feiertag, wenn beim Gottesdienst Alphörner erklingen und die Musikkapelle spielt.

Allgäu, die Käseküche Deutschlands: Käsefestival in Lindenberg

Eine wissenschaftliche Untersuchung bestätigt, warum der Käse so unnachahmlich gut schmeckt: Die Geologie der Allgäuer Alpen lässt viele ätherische Kräuter wachsen und deren Aromen finden sich auch in der Milch der Kühe wieder, die diese Gebirgskräuter auf den Weiden genießen dürfen. Käse aus dem Allgäu ist eine wahre Delikatesse mit EU-anerkannter, geschützter Ursprungsbezeichnung. Kein Wunder also, dass sich viele Feste rund ums Thema Käse drehen und wo man verschiedenste Sorten Käse probieren kann. Auch 2017 findet wieder das Käsefestival in Lindenberg (25./ 26. August) statt.

Viehscheid im Allgäu - 30.000 Kühe und Jungtiere kehren ins Tal zurück

In den Wochen vom 9. bis zum 23. September herrscht Hochsaison im Allgäu – es ist Viehscheid. In rund 30 Orten entlang der Alpenkette zwischen Bodensee und den Königsschlössern kehren rund 30.000 Rinder von den saftigen Bergweiden der Allgäuer Alpen ins Tal zurück und werden von mindestens doppelt so vielen Besuchern erwartet. Das sind zum einen die Landwirte, die ihr Jungvieh den Sommer über einer Alpgenossenschaft anvertraut haben und die Tiere nun wieder in den heimischen Stall bringen. Der überwiegende Teil aber sind die Gäste, die den traditionellen Almabtrieb – im Allgäu „Viehscheid“ genannt – mit den Bauern als großes Volksfest feiern.

Klausentreiben im Allgäu- Uralter Brauch aus keltischer Zeit

Vor über 2000 Jahren fand ein Brauch seinen Ursprung, der sich bis heute im Allgäu hält: Das Klausentreiben. Immer am 5. und 6. Dezember ziehen in vielen Orten die wilden Rumpelklausen durch die Straßen und Gassen. Früher war vor allem in den langen, dunklen Winternächten die Furcht der Menschen vor bösen Geistern groß. Mutige junge Burschen kleideten sich dann in Fell- und Ledergewänder, setzten sich Tierköpfe oder Kappen mit Hirschgeweihen oder Ochsenhörnern auf und zogen johlend mit Schellen- und Kettengerassel los, um die Nachtgeister zu vertreiben. Bis heute hat sich diese Tradition gehalten, auch wenn nun nicht mehr die Geister sondern vorwitzige Zuschauer gejagt werden. Die größte Klausenvereinigung der Alpen ist in Sonthofen zu finden, hier können Zuschauer ungefährdet dem Treiben am 5.12. zuschauen.