Allgäu Initiativ Konferenz: Corona beherrscht die Diskussion

Die Folgen der Pandemie für die Tourismuswirtschaft und das Mobilitätskonzept Allgäu stehen im Mittelpunkt.

Die 18. Allgäu Initiativ Konferenz, an der über 60 Vertreter und Vertreterinnen aus Politik, Industrie, Handwerk und Bereichen des Öffentlichen Lebens digital teilnahmen, war insbesondere der Pandemie mit allen Folgen und Initiativen im Allgäu gewidmet. So berichtet Landrätin und Aufsichtsratsvorsitzende Maria Rita Zinnecker von den erst vergangene Woche an Ministerpräsident Söder und entsprechenden Fachministerien wiederholt gestellten Forderungen: Sie lauten konzeptbasierte Öffnungsstrategie im Tourismus, Alternative zur inzidenzbasierten Bundesnotbremse, Aufhebung der Wettbewerbsverzerrung durch Reisemöglichkeiten ins Ausland sowie Chancengleichheit bei Impfungen. „Wir stehen vor großen Herausforderungen und sind froh mit Klaus Holetschek einen Staatsminister im Vorstand der Allgäu Initiativ Konferenz zu haben,  der höchstes Verständnis für die Sorgen der Tourismuswirtschaft hat“, begrüßt Zinnecker den zugeschalteten bayerischen Gesundheitsminister.

Engpass Impfdosen, klare Vorgaben durch Bundesnotbremse
Zum Impffortschritt als wichtigsten Beitrag zur Pandemiebekämpfung verweist Staatsminister Holetschek auf die bereits erhöhte Zulieferung an Impfdosen gemäß den Bestimmungen, die an hoher Inzidenz  mit geringer Impfquote gekoppelt sind. So haben die Stadt Memmingen und der Landkreis Unterallgäu zusätzliche Dosen erhalten.
Auf die drei anderen Forderungen ging Holetschek ebenfalls ein: Von der Bundesnotbremse werde Bayern nicht abweichen, da sie zur Senkung der Inzidenzwerte erfolgreich beigetragen hat.  Das Gesundheitsministerium liefert täglich Antworten auf die vielen noch ungeklärten Fragen, beispielsweise rund ums Thema Testungen. „Ich will das Beste fürs Allgäu“, versprach Holetschek.  Deutlich wurde in der Diskussion, dass der Druck auf Berlin verstärkt werden müsse. Hier wird erwartet, dass sich vor allem auch die bayerischen Bundestagsabgeordneten vehement einsetzen.

Herbe Verluste im Tourismus: Wertschöpfung bricht um 75 % ein
Zinnecker, zugleich auch stellvertretende Vorsitzende des Tourismusverbandes Allgäu/Bayerisch-Schwaben, verwies auf den starken Zusammenhalt der Tourismuswirtschaft als ein wichtiger Wirtschaftszweig im Allgäu. In den vergangenen Monaten gab der Tourismusverband Allgäu/Bayerisch-Schwaben 49 Sondernewsletter zur jeweiligen Situation heraus, eine Hotline garantiert eine tägliche Betreuung der Leistungsträger und knapp 20 Mal traf man sich zum Runden Tisch Allgäu, aus welchem die Forderungen an die Politik formuliert wurden. Außerdem findet ein wöchentlicher Austausch innerhalb Bayerns statt. „Im engen Austausch mit der Vorstandschaft und Aufsichtsrat haben wir Gespräche geführt, insbesondere mit Staatsminister und stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Holetschek, Staatsminister Hubert Aiwanger und Ministerpräsident Söder“, berichtet Zinnecker. Denn die Folgen seien gravierend: Betrug 2019 die Wertschöpfung im Tourismus 3,6 Milliarden Euro, sank sie auf nahezu 870 Millionen. Das entspricht einem Verlust von 416.000 Euro pro Stunde, wie eigenen Berechnungen auf Grundlage der Zahlen des DWIF ergeben. „Diese Zahlen geben eindrucksvoll wieder, warum wir vehement für eine verlässliche und planbare Öffnung nach einer konzeptbasierten Strategie kämpfen.“

Im Landkreis Lindau darf zum 21. Mai Beherbergung wieder stattfinden und die Außengastronomie öffnen.  Auch sind viele Freizeiteinrichtungen und Museen unter Einhaltung der Vorgaben (Test, Registrierung, Maskenpflicht, Abstand) geöffnet. Voraussichtlich könnte im Landkreis Ostallgäu und im Landkreis Oberallgäu zum 22. Mai wieder  Urlaub möglich sein, sofern die Inzidenzwerte den Wert 100 nicht übersteigen. Im württembergischen Allgäu und in weiteren Landkreisen sowie kreisfreien Städten gilt dies ebenso. Im benachbarten Kleinwalsertal sowie Tannheimertal wird Urlaub zum 19. Mai, inzidenzunabhängig, wieder möglich sein.

Mobilitätskonzept Allgäu – nicht nur in Ausnahmesituationen gefragt
„Auch wenn derzeit die Reisebeschränkungen durch Corona den Ausflugsdruck in Wandergebiete enorm verstärken, ist das Mobilitätskonzept Allgäu nicht erst jetzt in der Krise auf den Weg gebracht worden“, erklärt Klaus Fischer, Geschäftsführer und Sprecher der Allgäu GmbH. „Es ist Teil der Marken- und Destinationsstrategie, welche wir bereits 2019 festgeschrieben haben. Nun profitieren wir von der frühzeitigen Vergabe des Projekts an Spezialisten, der Bietergemeinschaft greencity experience, urban institute und dem Fraunhofer Institut ML, die schnell umsetzbare Lösungen für ein digitales Parkraummanagement zusammen mit den Kommunen erarbeiten“. Gefördert wird das Projekt durch das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr. So seien in einem ersten Schritt die verkehrlichen Hotspots in einer ausführlichen Analyse identifiziert worden. In einem zweiten Schritt wird nun die verkehrsträgerübergreifende Prüfung der Situation im gesamten Allgäu erfasst, aus der sich die Entwicklung eines Leitbildes für die Mobilität im Allgäu und darauf abgestimmte Maßnahmen zur Verkehrssteuerung ableiten.

Naturbiken und Job-WG: zwei starke Projekte
Eines der schwierigsten Projekte der letzten Jahre kann im Juni diesen Jahres endlich abgeschlossen werden: Was als Leitproduktentwicklung Mountainbike Allgäu/Tirol gestartet ist, heißt entsprechend der Kernaussage nun Naturbiken Allgäu/Tirol. Hier stehen keine anspruchsvollen MTB-Strecken im Vordergrund, sondern das genussreiche Fahren auf abwechslungsreichen Wegen, bei denen die Natur im Vordergrund steht und nicht die Technik. Am 11. Juni sollen die Strecken offiziell eröffnet werden. Insgesamt 24 Touren sollen es grenzüberschreitend werden, teils sind sie schon ausgeschildert. Das Interreg-Projekt ist durch Mittel des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) gefördert.