2018 – Natur & Kultur ganz traditionell

Ob Käsefeste, Historienspektaktel oder Viehscheid: Das Allgäu bietet genug Feste, um den Jahresverlauf zu feiern. Hier eine Auswahl:

200 Jahre Bayerische Verfassung, 100 Jahre Freistaat

„Hilfe, wir werden bayrisch“, so hieß es vor über 200 Jahren im Allgäu. 1818 bekam das Königreich eine neue Verfassung und wurde zur konstitutionellen Monarchie. 1918 schließlich wurde der Freistaat Bayern gegründet. Ein wichtiger Zeitzeuge ist Schloss Kronburg, seit 643 Jahren Territorialhoheit und seit 399 Jahren in Familienbesitz. Immer noch bezeugt die Schwurhand im Eingangsportal von Schloss Kronburg die frühere Gerichtsbarkeit. Am 12. Mai und 13. Mai gibt es auf Schloss Kronburg spezielle Führungen zu diesem Thema. Die Stadt Kempten hat dazu ein eigenes Jahresjubiläumsprogramm aufgelegt. Denn mit der Säkularisation und den Folgen kam es 1818  auf Anordnung der Bayerischen Regierung zur Zusammenlegung von ehemaliger Reichsstadt und Stiftsstadt zur „Vereinten Stadt Kempten“.

Frundsbergfest Mindelheim

Alle drei Jahre findet in Mindelheim das Frundsbergfest statt, welches zum Andenken an den einstigen Stadtherr Georg von Frundsberg (1473-1528) für zehn Tage gefeiert wird. Das Frundsbergfest kann sich zu den größten historischen Festen in Süddeutschland zählen und begeistert alle drei Jahre. Dieses Jahr vom 29. Juni – 08. Juli. 

Religiöses Fest zu Ehren des Heiligen Blutes Christi

Am 13. Juli kommen rund 1.700 Reiter nach Bad Wurzach zur zweitgrößten Reiterprozession Mitteleuropas zusammen. Sie feiern mit 4.000 Wallfahrern das Heilig-Blutfest. Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht die Verehrung einer Heilig-Blut-Reliquie aus dem Privatbesitz von Papst Innocenz XII., der sie 1693 einem deutschen Rompilger schenkte. Das blutgetränkte Tuchstück wird während der Prozession durch die Stadt und durch die Flure und Felder in einem vergoldeten Reliquiar mitgeführt. Alle Pferde sind festlich geschmückt und die Reiter tragen Festtagskleidung.

Kaufbeurer Tänzelfest

Das älteste historische Kinderfest Bayerns ist das „Tänzelfest“ in Kaufbeuren. Kaiser Maximilian I. gibt sich selbst die Ehre, wenn die kleinen Kaufbeurer in historischen Gewändern die Geschichte ihrer Stadt von der Karolinger- bis zur Biedermeierzeit nachspielen. Im Mittelpunkt stehen jeweils die zwei Festumzüge durch die Stadt. Über 30 Festwagen mit rund 150 Pferden ziehen dabei durch die Altstadt. Auch das Adlerschießen der Tänzelfestbuben, die eigentümliche Stimmung des Großen Zapfenstreiches und die vielen verschiedenen Tänze und Märkte sowie das Lagerleben ziehen Jahr für Jahr Tausende Besucher in ihren Bann. 2018 findet das Tänzelfest vom 12. bis 23. Juli statt. Weitere Informationen unter www.kaufbeuren.de.

Fischertag Memmingen

Die Memminger Ach, die noch heute die Stadt als offenes Fließgewässer durchquert, diente jahrhundertelang dem Antrieb von Mühlrädern. Und natürlich auch als Abwasserkanal. Einmal im Jahr wurde das Wasser abgelassen, nicht nur um Schäden an Brücken und Mühlanlagen zu reparieren, sondern auch um die Ach von Schwemmgut zu reinigen. Weil die Memminger Bevölkerung als Gemeinschaft das Fischrecht am Bach besaß, erledigte man das Bachausfischen auch zusammen. Heute ist der Memminger Fischertag ein großes Heimatfest: Am Freitagabend wird der Fischertag feierlich ausgerufen, die Bevölkerung trifft sich auf den Plätzen und Gassen der Altstadt. Samstag ist der Höhepunkt: Um 8 Uhr springen Memminger Männer beim Böllerschuss zum Ausfischen in den Stadtbach. Fischerkönig wird, wer die schwerste Forelle mit seinem Bären gefischt hat. Mit dem abendlichen Umzug des Fischerkönigs durch die Altstadt endet dieses historische Fest. Der Fischertag findet am 21./22. Juli statt

Maria Himmelfahrt - ein Feiertag im katholischen Allgäu

Dort, wo die Mehrheit katholisch ist, wird in Bayern am 15. August Mariä Himmelfahrt gefeiert. Hierzu werden am Vortag bunte Kräutersträuße gebunden, im Allgäu heißen sie Kräuterboschen, die aus mindesten sieben Heilkräutern bestehen. Es können aber auch bis zu 99 sein. Sie sollen Hof und Haus vor Unglück schützen. Die Boschen werden im Gottesdienst geweiht, der oftmals auf einem Berggipfel stattfindet. Eindrucksvoll wird dieser Feiertag, wenn beim Gottesdienst Alphörner erklingen und die Musikkapelle spielt.

Allgäu, die Käseküche Deutschlands: Käsefestival in Lindenberg

Eine wissenschaftliche Untersuchung bestätigt, warum der Käse so unnachahmlich gut schmeckt: Die Geologie der Allgäuer Alpen lässt viele ätherische Kräuter wachsen und deren Aromen finden sich auch in der Milch der Kühe wieder, die diese Gebirgskräuter auf den Weiden genießen dürfen. Käse aus dem Allgäu ist eine wahre Delikatesse mit EU-anerkannten und geschützten Ursprungsbezeichnung. Kein Wunder also, dass sich viele Feste rund ums Thema Käse drehen und wo man verschiedenste Sorten Käse probieren kann. 2017 findet das internationale Käse- und Gourmetfestival am 24./25. August statt.

Viehscheid im Allgäu - Rund 30.000 Kühe und Jungtiere kehren von den Bergweiden ins Tal zurück

In den Wochen vom 8. bis zum 29. September herrscht Hochsaison im Allgäu – es ist Viehscheid. In rund 30 Orten entlang der Alpenkette zwischen Bodensee und den Königsschlössern kehren rund 30.000 Rinder von den saftigen Bergweiden der Allgäuer Alpen ins Tal zurück und werden von mindestens doppelt so vielen Besuchern erwartet. Das sind zum einen die Landwirte, die ihr Jungvieh den Sommer über einer Alpgenossenschaft anvertraut haben und die Tiere nun wieder in den heimischen Stall bringen. Der überwiegende Teil aber sind die Gäste, die den traditionellen Almabtrieb – im Allgäu „Viehscheid“ genannt – mit den Bauern als großes Volksfest feiern.

Klausentreiben im Allgäu- Uralter Brauch aus keltischer Zeit

Vor über 2000 Jahren fand ein Brauch seinen Ursprung, der sich bis heute im Allgäu hält: Das Klausentreiben. Immer am 5. und 6. Dezember ziehen in vielen Orten die wilden Rumpelklausen durch die Straßen und Gassen. Früher war vor allem in den langen, dunklen Winternächten die Furcht der Menschen vor bösen Geistern groß. Mutige junge Burschen kleideten sich dann in Fell- und Ledergewänder, setzten sich Tierköpfe oder Kappen mit Hirschgeweihen oder Ochsenhörnern auf und zogen johlend mit Schellen- und Kettengerassel los, um die Nachtgeister zu vertreiben. Bis heute hat sich diese Tradition gehalten, auch wenn nun nicht mehr die Geister sondern vorwitzige Zuschauer gejagt werden. Die größte Klausenvereinigung der Alpen ist in Sonthofen zu finden, hier können Zuschauer ungefährdet dem Treiben am 5.12. zuschauen.